Wozu eigentlich Medienscouts?
Das Konzept der Medienscouts versucht Schülerinnen und Schülern sinnvolle Aufgaben im Bereich der Medienentwicklung an Schulen zu geben. Dabei werden einzelne Schülerinnen und Schüler, die daran persönliches Interesse haben, zu Medienscouts ausgebildet und dann gezielt in der Schule eingesetzt, um Medienkompetenz unter Lernenden zu entwickeln und in Problemsituationen zu helfen. Dies hat mehrere Vorteile:
- die Schülerinnen und Schüler können sich für Themen engagieren, die sie interessieren;
- die Medienscouts entwickeln Medienkompetenz in hohem Ausmaß;
- die Medienscouts können als Multiplikatoren fungieren, um auch bei ihren Mitschülerinnen und Mitschülern Medienkompetenz zu stärken;
- die Zusammenarbeit der Lernenden untereinander stärkt die Sozialkompetenz;
- die Schülerinnen und Schüler erlernen den bewussten und produktiven Umgang mit Medien;
- die Lehrkräfte werden entlastet und
- die Lernenden können ihre eigene Medienkompetenz mit in den Schulentwicklungsprozess einbringen.
Inhalte und Themen
Die Ausbildung der Medienscouts muss von Lehrkräften begleitet und unterstützt werden. Deshalb braucht es nicht nur interessierte Schülerinnen und Schüler, sondern auch engagierte Lehrkräfte. Die folgende Abbildung soll einen Überblick über mögliche Inhalte der Ausbildung von Medienscouts geben:
Dabei wird deutlich, dass sich die Ausbildung der Medienscouts nicht auf rein technische Problemstellungen beschränken soll. Insbesondere pädagogische Fragen wie der Umgang mit Social Media wie Facebook und WhatsApp sind für Schülerinnen und Schüler interessant. Eine verbindliche Übersicht von Inhalten kann hier nicht gegeben werden, da jede Schule diese Inhalte für sich selbst festlegen und abstimmen sollte. Auch spielen die Interessen der Lernenden eine besondere Rolle. Ein Medienscout-Konzept sollte zumindest in Teilen Bottom-Up entstehen. Nur so können die Lernenden sich auch mit Leidenschaft daran beteiligen und das Konzept über Jahre hinweg etablieren. Aus diesem Grund sollten die Inhalte auch nicht in Stein gemeißelt sein. Neben verbindlichen Themen, in denen die Lernenden speziell ausgebildet werden, finden sich dann andere Themen im eigenen Curriculum (z.B. die Aufbereitung alter Geräte), die nur bei einem besonderen Interesse und mit entsprechendem Know-How von Lernenden etabliert werden können. Deshalb kann es sich auch anbieten, die Lernenden in bestimmte Schwerpunktgruppen zu teilen. Als Beispiel sei hier die GemS Neumünster-Brachenfeld genannt, die in ihren Reihen „Socials“ und „Techies“ hat, die entsprechende Aufgaben wahrnehmen. Neu ist dort die Rubrik „Repair and Care“. Hier eine kleine Übersicht zu möglichen Interessengruppen der Scouts.
Aufgaben der Scouts
Die tatsächliche Arbeit der Medienscouts kann dann unterschiedlich ausfallen. Denkbar ist z.B. eine Art Sprechstunde oder Selbsthilfegruppe, die von anderen Lernenden oder Lehrenden besucht werden kann. Außerdem können die Scouts direkt Schulklasse begleiten, Vorträge halten oder Projekte und Workshops durchführen. Dabei sind sie nicht nur auf die Schulzeit beschränkt. Besonders beeindruckend wirkt es natürlich, wenn Schülerinnen und Schüler einen Vortrag für Eltern gestalten, wie Medienkompetenz zu Hause gefördert werden kann und wie man mit neuen Medien umgehen sollte. In diesem Kontext spielt Wertschätzung eine große Rolle. Halten die Lernenden selber Vorträge am Nachmittag für Erwachsene, kann man sieht durchaus als vollwertige Referenten betrachten und entsprechend vergüten. Wenngleich oft nicht viel Geld zur Verfügung steht, können hier kleine symbolische Beträge die Motivation und das Engagement der Schüler stärken. Auch mit dem Stellen eines eigenen Raumes für die Arbeit, entsprechende Erwähnungen auf der Homepage oder in der Schülerzeitung oder das Ausstellen eines Zertifikats kann die Arbeit der Medienscouts wert geschätzt werden. Hier eine kleine Übersicht zu den möglichen Aufgaben und der Arbeit der Scouts:
Ausbildung der Scouts
Abschließend stellt sich natürlich die Frage, wie Medienscouts ausgebildet werden können. Grundsätzlich finden sich an vielen Schulen Lehrkräfte, die in der Lage sind, die Lernenden auszubilden. Allerdings müssten diese dann auch entsprechende Materialien vorbereiten und erstellen. Sinnvoller ist es, einen zentralisierten Ansatz zu wählen, in dem landesweit (oder sogar bundesweit) Materialien erstellt werden, die dann in die Schulen gebracht werden können. Einen solchen Ansatz verfolgt NRW. In Schleswig-Holstein bieten aktuell z.B. der Offene Kanal Kiel, Media Matters oder die Aktion Kinder- und Jugendschutz SH e.V. entsprechende Fortbildungen an. Die Materialien der besuchten Fortbildungen können dann an die Bedürfnisse der jeweiligen Schule angepasst werden. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch dazu appellieren, entsprechende Materialien unter eine CC-Lizenz zu stellen und in bearbeitbaren Dokumenten zur Verfügung zu stellen. Im Optimalfall bilden die Medienscouts sich irgendwann gegenseitig aus. Für Workshops oder Vorträge können Paare gebildet werden, die aus einem alten Hasen und einem Neuling bestehen. Auch für Nachwuchs sollte früh gesorgt werden. Ein offenes Konzept für alle interessierten in der Oberstufe klappt oft nur, wenn es auch in der Orientierungs- und Mittelstufe entsprechende Anreize gibt. So können z.B. im fünften Jahrgang in jeder Klasse gezielt Teamer ausgebildet werden, die Lehrkräfte und Mitschüler/innen beim Umgang mit der Präsentationstechnik unterstützen. Diese sind dann später potentielle Kandidaten für die komplexeren Themen und größeren Aufgaben, wie das halten von Referaten. Hier eine kleine Übersicht zu Ausbildungsmöglichkeiten der Scouts:
Abschließend möchte ich noch ein paar Links zu hilfreichem Material und Beispielen bereit stellen:
- TSS Husum (Reiter „Medienscouts“ öffnen)
- GemS Neumünster-Brachenfeld
- Webinar zur GemS Neumünster-Brachenfeld vom Deutschen Lehrerforum (es kann doppelte Abspielgeschwindigkeit eingestellt werden, der Teil zu den Medienscouts beginnt nach 14:00)
- Media Matters
- Offene Kanal Kiel
- AKJS
- Medienscouts NRW (landesweites Förderprogramm)
Ich freue mich über Hinweise, Ergänzungen, Kommentare und Feedback an: kontakt@jenslindstroem.de
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